ARThOUSING
Akademie anderst
Das Studium an und mit der Freien Landesakademie Kunst erfolgt in engstem Anschluss an unsere Kooperationsprojekte in Wirtschaftsunternehmen und sozialen Einrichtungen. Deren Räume nehmen wir als Gäste und Gelegenheitsarbeiter in Anspruch und verstehen das als temporäres artHousing.

"Wir tun dies nicht, weil wir so vertrauensselig sind, sondern weil wir der Ansicht sind, dass die höchste Form des Studiums diejenige ist, die uns erlaubt, hinter die Kulissen zu schauen, teilzunehmen am Verfertigen von Gedanken oder Bildern. Dazu ist auf Seiten der Lehrenden nicht mehr zu tun, als sich ein wenig zur Seite zu neigen, um Studierende über die Schulter blicken zu lassen. Der dann hoffentlich mögliche Mitvollzug ist eine Chance – aber auch riskant: Es wird sich zeigen, ob und wie weit in unwegsamem Gelände uns zurecht zu finden uns gelang, ob und wie wir durch die Klippen kamen. „Zeige Deine Wunde“ lautet der appellative Titel einer Installation von Joseph Beuys, den wir uns hier zu eigen machen können." (Schindler, 2005)

In Teilhabe und eigenverantwortlicher Tätigkeit im Prozess des artHousing erweitern Studierende und Lehrende (in der Regel ein Co-Künstler-Team/Künstler-Tandem bestehend aus einer Künstlerin und einem Künstler) ihre Kenntnisse, Fertigkeiten und Möglichkeiten und lernen sie im Hinblick auf das jeweilig angestrebte Tätigkeitsfeld einzubringen.

Wir bieten Arbeitsteams unseren externen künstlerischen Blick auf ihre Räume, ihre Anliegen und Bedürfnisse. Wir verbinden damit die begründete Hoffnung, dass ein Perspektivwechsel Erfahrungen, Erkenntnisse und Erleben bereit hält, die sich auch für eingespielte Teams als hilfreich erweisen.

Wir können und wollen nicht Aufgaben oder Probleme der jeweiligen Mitarbeiter lösen. Wir sind an dieser Stelle keine Experten (der Schulhofgestaltung etwa), an die eine bestimmte Aufgabenlösung delegiert werden kann. Für die meisten Herausforderungen in den Einrichtungen sind die dortigen Teams selbst hochqualifizierte Experten. Aber wir können deutlich machen, wie sich eine Sachlage unserer Aufmerksamkeit darbietet. Wir bieten Interpretation und Verständnis einer Problemlage aus unserer Sicht und anschlußfähige künstlerisch motivierte Bearbeitungsmöglichkeiten. Das kann ein Einstieg sein in einen Gestaltungsprozess am sozialen Raum, den die Beteiligten (um der Nachhaltigkeit und Zufriedenheit willen) selbst übernehmen und fortsetzen.

In diesem Sinn sind unsere Kooperationsprojekte immer auch implizite Fort- und Weiterbildungen für uns und unsere Partner – geleitet von unserem Interesse durch Demonstration künstlerischen Handelns eine künstlerische Haltung zu empfehlen: gekennzeichnet durch eine distanznehmende, kritische Nähe zu Dingen, Sachverhalten und Ereignissen, die ihr Eigenes ernst nimmt und wenn notwendig zur Kenntlichkeit verfremdet.